Viele Athleten sind auf Schmerzmittel angewiesen, um körperliche Einschränkungen während des Trainings oder Wettkampfs zu überwinden. Wer kaum oder keine Schmerzen hat, kann weiter und länger gehen – aber was sind die Folgen? nachrichten schweiz hat Antworten:
Im Falle von Kopfschmerzen oder Gelenkproblemen sollte das Training eigentlich abgesagt werden. Und genauso wenig fühlt man sich fit für den Sport, wenn eine Infektion droht. Doch anstatt sich auszuruhen, nehmen viele Menschen vor dem Sport einfach nur Schmerzmittel ein. Sie betäuben z.B. den Schädel und reduzieren auch die Schwellung.
Wie wirken gewöhnliche Schmerzmittel?
Ibuprofen, Aspirin oder Diclofenac gehören zu den nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) und enthalten daher keine Steroide. Sie lindern Schmerzen durch Hemmung der Cyclooxygenase. Derartige Enzyme sind in der Regel für die Prostaglandinen-Bildung verantwortlich, Gewebshormone, die Schmerzen, Entzündungen und Fieber verursachen. Die oben genannten Analgetika sind im Allgemeinen rezeptfrei und ziemlich preiswert erhältlich. Viele Menschen haben immer Aspirin oder Ibuprofen in der Tasche, um sich auf plötzlich auftretende Kopfschmerzen oder Erkältungen vorzubereiten – oder um ein schmerzhaftes Gelenk für den Sport ruhig zu stellen.
Schmerzunterdrückung beim Sport
Ein im British Journal of Sports Medicine veröffentlichter Bericht zeigt zum Beispiel, wie verbreitet diese Praxis in Sportkreisen ist. Der Bericht befasst sich mit dem “Missbrauch von Medikamenten” während der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Gemäss dieser Publikation hatten mehr als 70% der Teilnehmer, Schmerzmedikamente eingenommen. Unter ihnen hätten 40% vor jedem Spiel, 60% mindestens einmal während der Weltmeisterschaft so gehandelt. Eine Studie in Deutschland brachte ebenfalls ein alarmierendes Ergebnis. “Über die Hälfte der Läufer, die in der Freizeit Sport treiben, schluckt ein Schmerzmittel”, d.h. ein “Schmerzmittel” vor einem Marathonlauf. Verschiedene Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es der Gesundheit von Profi- und Freizeitsportlern ernsthafte Schäden zufügen kann. Dazu gehören neben chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Blutungen und Störungen in unterschiedlichen Organsystemen.
Schmerzmittel können viele Nebenwirkungen haben
Ebenso beeindruckend ist das, was man aus dem Blick auf die Packungsbeilage vermeintlich harmloser Medikamente lernt. Zum Beispiel gilt Ibuprofen als “sehr häufige Nebenwirkung”, d.h. bei mehr als einer von zehn Personen, die es einnehmen, und es verursacht viele Magen-Darm-Beschwerden, darunter Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, Verstopfung, Erbrechen und sogar Blutungen, die im Verdauungstrakt vozufinden sind. Die Liste der häufigen Nebenwirkungen ist noch länger (etwa 1 von 100 Personen). Hinzu kommen Störungen des zentralen Nervensystems (z.B. Schwindel und Schlaflosigkeit sowie Reizbarkeit), mögliche Blutungen im Gehirn und in den Atemwegen sowie Hautreaktionen wie Rötung, Brennen und Ausschläge mit Pusteln und Blasen. Bei Aspirin ist die Situation sehr ähnlich. Asthmatiker sollten sich auch bewusst sein, dass die Einnahme von Aspirin Asthmaanfälle auslösen kann, weil es die Bildung bronchokonstriktorischer Botenstoffe fördert. Diclofenac wird allgemein wegen seiner kürzeren Halbwertszeit (ein bis zwei Stunden) kritisiert. Das bedeutet, dass das Medikament stark genug dosiert werden muss, um eine langanhaltende Schmerzlinderung zu erzielen- und genau das wäre mit schwerwiegenderen gesundheitlichen Folgen verbunden. Im Jahr 2013 lenkte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Aufmerksamkeit auf die Gefahren vom Herz-Kreislauf-System, die bei regelmäßiger, langfristiger Anwendung voraussichtlich zunehmen werden.